Kontrolle: Freizeitkapitän Matthias
Engel kann der Wasserschutzpolizei alle Papiere zeigen. |
Von Simon Herrmann und Peter Scherer
Die 400 PS starken Motoren dröhnen, die
Gischt spritzt hoch, die Schiffe der Wasserschutzpolizei (WSP) bieten einen imposanten
Anblick. Ein Team der Tagespost begleitete die Wächter des Rheins auf Streifenfahrt
zwischen dem Reffenthal und Speyer.
Das Boot, mit dem Kommissar Hans Beckmann
und Oberkommissar Bernhard Geiger unterwegs sind, hört auf den Namen WSP I
und hat schon 21 Dienstjahre auf dem Buckel. Das neuere Pendant befindet sich zurzeit in
Mainz in der Inspektion, die immer einige Zeit in Anspruch nimmt. Erstmal stattet die Crew
dem Speyerer Ölhafen einen Besuch ab, wo Tankschiffe be- und entladen werden können.
In die großen Modelle passen 3000 Kubikmeter Öl, das ist ungefähr so viel wie in
80 LKW-Züge, erzählt Geiger. Die Überwachung der Tankvorgänge und der Ausschluss
potenzieller Gefahrenquellen gehört ebenso zu den Aufgaben der Wasserschutzpolizei wie
die Verkehrsregelung auf dem Rhein, die Unfallbearbeitung und die Ermittlung von
Straftaten, die hier auf dem Fluss, in den Nebenarmen und dem direkt angrenzenden Ufer
passieren. Der Hauptdeich des Rheins bildet die Grenze des Zuständigkeitsbereiches der
Wasserschutzpolizei. Das ist auch sinnvoll, da Zuständigkeiten ansonsten von den
wechselnden Pegelständen des Flusses abhängig wären.
Nachdem wir rheinabwärts bis zum
Reffenthal gefahren sind, beschließen die Polizisten, ein Tankschiff aus Holland zu
kontrollieren. Während Bernhard Geiger das Polizeiboot auf parallelen Kurs bringt, steigt
sein Kollege Hans Beckmann auf den Tanker über. Nachts sind wir zu viert in der
Schicht, dann gehen immer zwei Poli-zisten auf das andere Schiff, erläutert Geiger.
Der Grund sei weniger die Angst vor kriminellen Schiffsbesatzungen als
vielmehr das Problem, dass selbst erfahrene Mitarbeiter im Dunkeln nicht vor einem
Stolperschritt mit anschließendem Sturz über Bord gefeit seien. Ist ein weiterer Beamter
zur Stelle, kann er mit einem Rettungsring Hilfe leisten und die Bootsführer aufmerksam
machen.
Bei dieser Kontrolle läuft alles glatt.
Der Tanker, der nach Karlsruhe unterwegs ist, hat alle Sicherheitsvorschriften erfüllt
und genug Besatzung an Bord, um rund um die Uhr fahren zu können. Es gibt aber auch
andere Beispiele, wie Hans Beckmann erzählt. Einmal musste ich ein Schiff
stilllegen, weil der Steuermann seit 65 Stunden ununterbrochen im Dienst war. Er wollte
von Rotterdam bis Karlsruhe ohne Unterbrechung durchfahren und konnte vor Müdigkeit kaum
noch aus den Augen sehen.
Ansonsten halten sich die Vergehen auf dem
Rhein weitgehend in Grenzen. Manchmal gelingt es der Polizei allerdings, Umweltsünder auf
frischer Tat zu ertappen. Beispielsweise erhielt die Germersheimer Dienststelle einmal
einen Tipp vom Piloten eines Sportflugzeuges, der beim Landeanflug nach Speyer auf ein
Schiff aufmerksam wurde, welches eine Ölspur hinter sich herzog. Bei der Kontrolle des
Frachters stellte sich heraus, dass der Kapitän seine Altölbestände einfach mit einer
Pumpe aus dem Maschinenraum in den Rhein leitete. Da war schon eine hohe kriminelle
Energie vorhanden, betont Beckmann.
Doch wie Bernhard Geiger berichtet, lassen
sich die meisten Probleme auf dem Wasser ohne Gewaltanwendung beilegen. In meinen 25
Dienstjahren habe ich noch nie eine Waffe auf Menschen abfeuern müssen. Lediglich
verendende Hunde oder andere Tiere mussten ab und zu von ihren Leiden mit einem
Gnadenschuss erlöst werden. Und verbale Auseinandersetzungen kommen gelegentlich
natürlich auch vor, aber das liegt auch an der rauhen Sprache der Schiffer,
wie Geiger erzählt.
Ähnlich wie im Straßenverkehr gibt es
auch auf dem Rhein eine Promille-Grenze, über deren Einhaltung die WSP wacht. Das fängt
an mit der Verhängung von Bußgeldern bei über 0,5 Promille bis hin zum Verlust der
Schiffsführungslizenz und zudem auch des Autoführerscheins bei Werten jenseits 1,1
Promille.
Ein wichtiger Punkt bei der Arbeit der
Wasserschutzpolizei ist die Rettung von Personen aus Notlagen. So hatten die Polizisten
vor kurzem einen Einsatz in Germersheim, bei dem ein junger Mann von einer Brücke sprang,
um sich umzubringen. Er setzte sich anfangs gegen alle Rettungsversuche zur Wehr. Als dann
im nur wenige Grad warmen Wasser Lähmungserscheinungen auftraten, rief er um Hilfe und
ließ sich mit einem Rettungsring aus den kalten Fluten ziehen.
Die Versorgung von Schiffsbesatzungen, die
wegen Hochwassers nicht mehr weiterfahren dürfen, ist ebenfalls eine Aufgabe der WSP.
Besonders im Jahre 1998 gab es eine mehrere Wochen andauernde Periode, in der die
Rheinschiffe zum Verharren gezwungen waren. Da den Besatzungen der Proviant zur Neige
ging, rückte die Polizei zu Unterstützungseinsätzen aus, bei denen sie Schiffer mit dem
Nötigsten versorgte und zu Landgängen übersetzte.
Die WSP überprüft auch das Verhalten der
Freizeitkapitäne auf den Yachten und Sportbooten. Bei dieser Streifenfahrt lotsen die
Beamten Matthias Engel, der mit seiner Familie inklusive Hund eine Bootstour macht, zur
Kontrolle in den Hafen. Neben den Papieren wird auch das Vorhandensein der
Rettungsausrüstung, von Schwimmwesten und Positionslampen überprüft. Auch in diesem
Falle stellen die Beamten keine Mängel fest. Engel mahnt aber eine Verbesserung der
behördlichen Informationspolitik an. Viele regionalspezifische Vorschriften seien für
Sportbootfahrer nur schwer zugänglich und daher oft überhaupt nicht bekannt, was zu
Ordnungsverstößen wider Willen führe. Für die Besatzung der WSP I ist der
Tag noch lange nicht zu Ende, erst um 20 Uhr wird sie wieder in den heimatlichen Hafen
einlaufen. |